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Verletzungsprävention

Das Paradoxon von Training und Verletzungsprävention: Sollten Sportler intelligenter und härter trainieren?

Nach landläufiger Meinung stehen Verletzungen  im Zusammenhang mit

  • einerseits höheren Trainingsbelastungen zusammen, während andererseits das Training eine schützende Wirkung gegen Verletzungen hat. So hatten beispielsweise Mannschaftssportler, die vor ihrer ersten Verletzung mehr als 18 Wochen lang trainierten, ein geringeres Risiko, sich später zu verletzen, während eine hohe chronische Trainingsbelastung das Verletzungsrisiko nachweislich verringert. 
  • weniger gut entwickelte körperliche Qualitäten in Verbindung mit einem höheren Verletzungsrisiko. 
  • unterentwickelte körperliche Fähigkeiten zur Vorbeugung von Verletzungen, die ein intensives Training erfordern. 
  • zu wenig Training. 

Fazit: Die Reduzierung der Arbeitsbelastung ist nicht immer der beste Ansatz zum Schutz vor Verletzungen.

Ein aktualisiertes Modell zur Verursachung von Verletzungen zeigt eine Reihe von Faktoren für das Auftreten von Sportverletzungen auf:

  • Aussetzung gegenüber externen Risikofaktoren (Ausrüstung, Qualität des Sportplatzes, Gegner) und mögliche auslösende Ereignisse;
  •  Ermüdung oder negative physiologische Auswirkungen;
  • Fitness, Möglichkeit positiver physiologischer Anpassungen. 

Die Aussetzung wird ausschließlich durch die Gesamtbelastung bestimmt, während positive und negative Anpassungen sowohl durch die Gesamtbelastung als auch durch Belastungsänderungen (z. B. Verhältnis zwischen auslösender und regelmäßiger Belastung) gesteuert werden. 
Anhand der Daten von 53 Spitzen-Rugbyspielern bestimmen Hulin et al. (2016) das "Verhältnis zwischen gelegentlicher und regelmäßiger Belastung", indem sie die gelegentliche Belastung durch die regelmäßige Belastung teilen. Ein Wert größer als 1 bedeutet, dass die gelegentliche Arbeitsbelastung größer ist als die regelmäßige Arbeitsbelastung. Spieler mit hoher gelegentlicher Arbeitsbelastung und mäßig hoher regelmäßiger Arbeitsbelastung sind bei Verhältnissen zwischen 0,85 und 1,35 verletzungsresistenter und weniger verletzungsresistent bei "Spitzen" in der gelegentlichen und niedrigeren regelmäßigen Arbeitsbelastung, d. h. bei Verhältnissen ∼1,5. 
Gabbett et al. führen das Paradoxon von Training und Verletzungsprävention ein: Sollten Sportler intelligenter und härter trainieren, um weniger Verletzungen zu erleiden?

Gabbett beschreibt das "Training-Injury Prevention-Paradox"-Modell: hohe Trainingsbelastungen führen zu weniger Verletzungen als Training mit geringeren Belastungen. Denn berührungslose Verletzungen werden nicht durch das Training an sich verursacht, sondern eher durch ein ungeeignetes Trainingsprogramm. Übermäßige und zu schnelle Steigerungen der Trainingsbelastung sind wahrscheinlich für einen großen Teil der Weichteilverletzungen ohne Kontakt verantwortlich. Ein körperlich anspruchsvolles (und angemessenes) Training entwickelt jedoch körperliche Qualitäten, die wiederum vor Verletzungen schützen. In diesem Artikel wird hervorgehoben, wie wichtig es ist, die Trainingsbelastung zu überwachen, einschließlich der Belastung, auf die die Athleten durch die Berechnung des Verhältnisses zwischen zufälliger und regelmäßiger Belastung vorbereitet werden, um langfristig trainingsbedingte Verletzungen zu reduzieren.

Wenn die Trainingsbelastung ein wichtiger Faktor für Verletzungen ist, sollte sie genau gemessen werden, und zwar bis zu zweimal täglich und über einen Zeitraum von Wochen und Monaten (eine Saison). In diesem Artikel werden Möglichkeiten zur Messung von Trainingsbelastungen ("interne" und "externe" Belastungen) beschrieben und Vorschläge für aktuelle ("gelegentliche") und mittlere ("regelmäßige ') Trainingsbelastungen geschildert, um die Trainingsbelastung des Spielers so genau wie möglich zu erfassen. Die kritische Variable - das Verhältnis von zufälliger zu regelmäßiger Belastung - ist der beste praktische Prädiktor für trainingsbedingte Verletzungen. Sie bildet die Grundlage für Maßnahmen zur Verringerung des Risikos für die Spieler und damit der verletzungsbedingten Ausfallzeiten.

Die angemessen dosierte Anwendung hoher Trainingsbelastungen sollte die Fitness der Spieler verbessern, was wiederum vor Verletzungen schützen kann, was letztlich (1) zu einer höheren körperlichen Leistung und Belastbarkeit im Wettkampf und (2) zu einem größeren Anteil des Teams führt, das jede Woche zur Aufstellung bereitsteht.

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